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“So liebe Hormone, der Kampf kann beginnen, ich bin stark und werde siegen”

18. Januar 2018Michelle

Jenny ist 37 Jahre alt, als sie die Diagnose erhält. Sie hat selbst überlegt, einen Blog zu erstellen, in dem sie ihre Gefühle und ihre Reise durch diese Zeit beschreibt. Heute erzählt sie uns ihre Geschichte. 

“Alles fing im Frühsommer 2016 an. Mein Partner und ich sind in eine neue größere Wohnung umgezogen. Als wir die Wohnung aussuchten, war ich total happy und hatte tausend Ideen für die Einrichtung. Doch ich merkte schon damals, etwas stimmte nicht mit mir. Für mein Organisationstalent werde ich immer wieder überall gelobt, doch irgendwie ging beim Umzug alles schief und ich rastete völlig aus. Meine Freunde waren über meine “neue Art” sehr irritiert und ich selbst auch. Ich bin eine aufgestellte Frau, die oft lacht und andere Menschen motiviert Dinge zu tun und ihre Grenzen zu überschreiten und etwas zu wagen. Mein zweiter Name ist “Sonnenschein”, seit dem Kindergarten und Lachen ist für mich etwas sehr Wertvolles und Schönes.

Die Wohnung gefiel mir auf einmal nicht mehr und ich war völlig unzufrieden. Ich dachte mir immer: “Ok, das kommt alles vom Stress und wenig Ferien im letzten Jahr.” Die Zeit verging, das neue Jahr begann. Ich war wieder voller Elan. Absolvierte zwei Weiterbildungen im Februar 2017 und war völlig happy und hatte viel Energie. Anfang März plagten mich in der Nacht starke Schweißausbrüche, meine Periode war sehr schwach und ich hatte noch mehr Migräne als früher. Mein erster Gedanke, war, dass es der Stress sein muss, im Schlafzimmer ist es zu heiß, wir haben eine zu warme Bettdecke. Ende März hatte ich wieder eine starke Migräne. Als ich morgens aufwachte, war mir so schwindlig, dass ich nicht mehr aus dem Bett konnte.

Ich dachte mir: “Ok, wahrscheinlich niedriger Blutdruck”. Doch von da an wurde alles nur noch schlimmer. Mein Herz begann zu rasen, hatte viele schlaflose Nächte, fühlte mich in meiner Umgebung unwohl und war völlig kaputt, die Geräusche um mich waren dumpf. Mein grosses Hobby, das Tanzen, bereitete mir auf einmal gar keine Freude mehr! Dann kam der totale Zusammenbruch Anfang April 2017. Ich saß bei uns zu Hause auf dem Balkon und hatte eine völlige Leere in mir, ein Gefühl, das ich nicht kannte. Die Gedanken kreisten wie wild. Habe ich nun auch eine Depression? Warum rast mein Herz? Meine Freunde machten sich große Sorgen um mich. Was ist los mit dir? Ist dir was Schlimmes passiert?

Ich fand keine Antwort und suchte einen Arzt auf. Er testete mein Blutbild auf eine Schilddrüsenunter- und Überfunktion, fragte mich ob ich überlastet sei. Ich fand keine Antwort…, vor kurzer Zeit war ich doch noch so happy und alles lief super? Ich war total verzweifelt. Was ist mit mir passiert? Der Arzt konnte mir nicht weiterhelfen. Meinen Arbeitgeber habe ich über meine Probleme informiert, mit der Bemerkung, dass auch ich nicht wisse, was mit mir los sei.

Mein Chef hat sehr einfühlsam reagiert und das beruhigte mich sehr. Aufgrund meiner wöchentlichen Migräne (habe zyklusabhängige Migränen), habe ich per Zufall meine Frauenärztin kontaktiert und einen Termin vereinbart (unabhängig von all den anderen Symptomen). Es vergingen wieder zwei Wochen. Als ich bei meiner Frauenärztin im Raum saß, überlegte ich mir, ob ich sie über die anderen Symptome informieren soll. Ich tat es! Zum Glück, denn sie wollte sofort meinen Hormonhaushalt testen. Es folgten mehrere Blutabnahmen.

Am 15. Mai 2017 drei Tage vor meinen 37. Geburtstag dann die Diagnose: “Vorzeitige Wechseljahre”. Der Schock sass tief. DerKinderwunsch war nie ein großes Thema für mich, doch jetzt wurde mir die Entscheidung genommen. Bin ich noch eine Frau? Werde ich schneller altern? Was bedeuten die Wechseljahre für meinen Körper? Da ich sehr schlank bin und in die Risikogruppe für Osteoporose falle, hat mir meine Frauenärztin eine Hormonersatztherapie verschrieben. Ich war anfangs sehr skeptisch, habe kaum jemals Hormone geschluckt. Doch jetzt musste ich, denn meine Gesundheit war mir wichtiger als irgendwelche Vorsätze!

Nun, die Diagnose war hart, doch ich wusste endlich, dass meine Symptome nicht psychischer sondern körperlicher Natur waren. Bis die Hormone anfingen zu wirken, brauchte es ein paar Monate. Ein paar Monate, die viel Geduld in Anspruch nahmen, auch für meinen Partner. Launen, Libidoverlust und Ängste, wie geht die Zukunft weiter?

Meine Ärztin hat mir zwar Mut gemacht, aber war auch sehr ehrlich zu mir, und sagte, dass es kein leichtes Spiel werde und ich ab und zu gute Monate und dann wieder schlechte Monate haben kann. Wenn es bei mir stressig wird, leide ich vermehrt unter meinen Beschwerden, aber ich habe gelernt und bin noch dabei, zu lernen, damit umzugehen. Ich bin von Natur aus eine lebensfrohe und lustige Persönlichkeit, die ihr Lachen nie verliert und lasse mich auch durch diese kleinen fiesen Hormone nicht unterkriegen. Ich bin stark und kämpfe. Anfangs habe ich mich im Spiegel angesehen und zu mir gesprochen: “So liebe Hormone, der Kampf kann beginnen, ich bin stark und werde siegen”. Ich gebe zu, es ist nicht immer einfach doch mein Motto ist: Always keep a smile on your pretty face ;-).”

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