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Zwischen den Stühlen: Mit oder ohne Hormone?

31. Dezember 2017Michelle

Als Monika* die Diagnose vorzeitige Wechseljahre erhält, ist sie 34 Jahre alt und erst seit kurzem Mutter. Dass sie in den Wechseljahren ist, wurde ihr schnell bestätigt. Jetzt steht sie jedoch zwischen zwei Stühlen: Während ihre Frauenärztin auf eine Hormontherapie pocht, rät ein Wechseljahrsspezialist von der Einnahme von Hormonen ab. 

“Mir geht es vor allem um die Verantwortung, die ich gegenüber meiner dreijährigen Tochter habe. Ich will fit und gesund für sie bleiben”, erzählt Monika am Telefon. Für sie ist es weder ein großes Problem, dass sie mit Anfang 30 wahrscheinlich keine weiteren Kinder mehr bekommen kann, noch hat sie das Gefühl, keine Frau mehr zu sein. Was sie hingegen am meisten zum nachdenken bringt, sind die gesundheitlichen Aspekte hinter den vorzeitigen Wechseljahren. Das frühe Altern, sowohl äußerlich, als auch innerlich. Durch ihr Interesse daran, ist sie auch auf poisie gestoßen: “Man liest ja immer wieder von einem höheren Osteporoserisiko und anderen Folgen, die durch den Östrogenmangel entstehen können”, sagt Monika, “und da frage ich mich, ob ich nicht mehr tun könnte oder müsste, um gesund zu bleiben”. Nachdem sie viel recherchiert, Studien gelesen und den Rat ihrer Frauenärztin eingeholt hat, dachte sie, eine Hormontherapie sei die Lösung.

Ein Spezialist spricht sich gegen die Hormontherapie aus

Doch mittlerweile steht sie zwischen zwei großen Stühlen. Denn als sie die von ihrer Frauenärztin verschriebene Antibabypille gegen die Beschwerden nicht vertagen hat, war es ihre Hausärztin, die sie an einen Wechseljahrsspezialisten an der nahegelegenen Uniklinik verwies. “Der hat mich dann erstmal komplett auf den Kopf gestellt”, erzählt Monika lachend. Da auch ihre Mutter mit 40 Jahren früh in die Wechseljahre kam, wurde zunächst ein Karyogramm erstellt, um Chromosomendefekte auszuschließen. Als dabei keine Auffälligkeiten zu sehen waren, entdeckte der Professor während einer Untersuchung eine Zyste im Bauchraum, die entfernt werden musste: “Dabei machte er gleich noch eine Bauchspiegelung, um sich die Eierstöcke und die Gebärmutter genauer anzusehen”, erzählt Monika, “und stellte dabei fest, dass meine Eierstöcke zu klein sind, was neben der familiären Häufung wahrscheinlich mit dem zu frühen Eintritt der Wechseljahre zusammenhängt”. Eine Hormontherapie sei im Hinblick auf ihre Hormonwerte und die Ergebnisse der Untersuchungen allerdings nicht notwendig.

Frauenärztin vs. Wechseljahresspezialist

Nun steht Monika vor einer Frage, die sich viele Frauen stellen, die in den vorzeitigen Wechseljahren sind. Während sie im Internet viel über die Nutzen der Hormontherapie gelesen hat und ihre Frauenärztin ebenfalls dazu rät, ist es ausgerechnet ein Professor, der sich auf Wechseljahre spezialisiert hat, der davon abrät. Hinzu kommt, dass sich ihre Frauenärztin nicht besonders begeistert darüber zeigt, dass Monika eigenständig einen Spezialisten aufgesucht hat: “Deshalb möchte sie, dass ich die Hormonsache ab sofort in der Uniklinik überprüfen lasse. Zu ihr soll ich nur noch zur jährlichen Kontrolluntersuchung kommen”, erzählt sie. “Diese Ungewissheit ist das, was mich zurzeit am meisten beschäftigt”.

Keine Beschwerden = keine Behandlung?

Das Bemerkenswerte an Monikas Situation ist, dass ihre Beschwerden so gut wie verschwunden sind.Während sie am Anfang unter starken Hitzewallungen und Nachtschweiß litt, geht es ihr ein Jahr nach der Diagnose viel besser. Und das, obwohl sie weder eine Antibabypille einnimmt, noch andere Medikamente: “Eigentlich ist alles was ich tue, mich zu bewegen, ein mal die Woche Yoga zu machen und zu schauen, dass mein Vitamin D Haushalt im Winter in Ordnung ist”. Ihre Symptome kämen nur zurück, wenn sie sehr im Stress sei.

Die Angst vor dem vorzeitigen Altern

Natürlich könnte man sagen, wer keine Beschwerden hat, benötigt auch keine Behandlung, trotzdem sorgt sich Monika vor allem um ihre Gesundheit: “Ich glaube es ist die Angst, vorzeitig zu altern, gesundheitlich und auch im Aussehen. Ich werde zwar äußerlich immer noch jünger geschätzt als ich bin, jedoch ertappe ich mich, wie ich Fotos der vergangenen Jahre plötzlich vergleiche und nach Falten und Co schaue. Und bei jedem gesundheitlichen Zipperlein plötzlich Angst bekomme es könnte etwas Schlimmes sein.”. Deshalb will sie zumindest einen Osteoporosecheck machen lassen, um zu sehen, wie es um ihre Knochen steht: “Wenn alles gut ist, dann lebe ich weiterhin ohne Hormontherapie, wenn nicht, dann schaue ich, ob ich nicht doch etwas tun sollte”, sagt sie.

Informiert sein ist wichtig

Neben dem Osteoporosecheck lässt sie auf den Rat des Spezialisten hin außerdem einmal im Jahr einen Hormonstatus erstellen: “So könne der Professor rechtzeitig darauf reagieren, wenn er der Meinung ist, Hormone seien notwendig”. Ganz überzeugt von dieser Handhabung scheint Monika nicht zu sein. Dennoch wird sie auch weiterhin viel Zeit in Warteräumen verbringen, um irgendwann herauszufinden, welche Behandlungsform die richtige für sie ist – besonders ihrer Tochter zuliebe: “Ich selbst will informiert sein, um das Wissen später an meine Tochter weitergeben zu können. Denn auch sie muss frühzeitig untersucht werden. Bis dahin möchte ich Möglichkeiten kennen, damit sie nicht hilflos ist”.

In 10 Jahren im Vorteil

Neben den vielen nervenaufreibenden Tagen, der endlos erscheinenden Suche nach Antworten und der Angst vor dem Altern, gibt es aber auch Zeiten, in denen Monika positiv in die Zukunft blickt. An solchen Tagen denkt sie gerne 10 Jahre weiter. An die Zeit, in der ihre Tochter und die Töchter ihrer Freundinnen in der Pubertät stecken, während ihre Freundinnen zeitgleich die Wechseljahre durchleben. “Ich kann mich dann ruhig “zurücklehnen” und sagen “ich bin durch. Ich kämpfe nur mit dem Pubertier”, stellt Monika fest und ist damit wahrscheinlich nicht die einzige junge Frau in den vorzeitigen Wechseljahren, die irgendwann auch ein mal von ihrer Diagnose “profitieren” kann.

*Der Name wurde aus persönlichen Gründen geändert

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