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Wechseljahrberaterin: Von Frau zu Frau

29. Dezember 2017Michelle

Dorli Lechner ist Wechseljahrberaterin. Sie wurde selbst mit ihren Wechseljahres-Beschwerden nicht ernstgenommen und entschied, anderen zu helfen. Der Beruf der Wechseljahrberaterin könnte auch für Frauen in den vorzeitigen Wechseljahren eine Hilfe sein.

Frau Lechner, wer kommt zu Ihnen?

Vor allem sind das Frauen, die jemanden zum Reden brauchen. Beim Frauenarzt bleibt meist nicht die nötige Zeit um über Gefühle und Beschwerden zu sprechen und ein Stück weit individuelle Lösungen dafür zu finden. Ich als Frau, die selbst ihre Erfahrungen mit den Wechseljahren gemacht hat, kann da vielleicht ein Stück weit besser mitfühlen und bringe trotzdem gewisse medizinische Kenntnisse mit.

Wie kann man sich die 50 Minuten bei Ihnen vorstellen?

Zum einen sprechen wir natürlich viel. Ich versuche immer gemeinsam mit der Frau herauszufinden, was ihr helfen könnte. Welche Creme könnte sie ausprobieren, welche Art der Entspannung könnte helfen? Außerdem biete ich Chi Gong, Thai Chi, Yoga und Meditation mit Elementen von Atmung, autogenem Training und progressiver Muskelentspannung an. Mir selbst hat das vor allem bei meinen Schlafstörungen sehr geholfen, aber das muss jeder selbst herausfinden.

Sind sie durch ihre eigenen Beschwerden auf den Beruf aufmerksam geworden?

Dorli Lechner arbeitet und lebt in Hamburg. Mit ihren Klientinnen fährt sie aber auch schon mal zum Entspannungsurlaub in die Türkei. (© Dorli Lechner)

Ja, ich habe mich in meinen Wechseljahren total allein gelassen gefühlt. Ich habe mit Ende 30 Migräne bekommen, obwohl ich nie in meinem Leben Migräne hatte. Ich war reizbar, depressiv und bin deshalb zu meiner Gynäkologin gegangen, um sie zu Fragen, ob das vielleicht schon mit den Wechseljahren zusammenhängen könnte. Daraufhin meinte sie, dafür wäre ich viel zu jung. Bei mir waren es zwar tatsächlich nicht die vorzeitigen Wechseljahre, aber ich habe mich einfach nicht ernst genommen gefühlt. Daraufhin habe ich viel gelesen und bin in einem Buch auf die Berufsbezeichnung gestoßen und habe mich weiter informiert.

Und dann ging es in die Ausbildung?

Ja, ich habe bei der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung eine Art Ausbildung abgelegt mit Hausaufgaben und Seminaren und schließlich ein Zertifikat dafür bekommen. Da ich selbst aus dem medizinischen Bereich komme, habe ich schon einiges an Vorwissen mitgebracht, habe aber zusätzlich noch einige gesprächskonzentrierte Kurse an der Uni abgelegt, um den Frauen noch besser helfen zu können.

Waren auch schon Frauen in den vorzeitigen Wechseljahren bei Ihnen?

Tatsächlich waren zwei Frauen bei mir, die durch eine hormonelle Krebstherapie in die vorzeitigen Wechseljahre gekommen sind. Die sind dann zu mir gekommen, um eine Lösung ohne Hormone für ihre Beschwerden zu finden. Ich kenne auch eine Frau mit Kinderwunsch, die früh in die Wechseljahre gekommen ist. Solche Frauen bleiben dann aber meist in gynäkologischer Behandlung, um den Kinderwunsch zu realisieren und gehen nicht zu einer Wechseljahrberaterin. Trotzdem kann das Gespräch wahrscheinlich vielen Frauen helfen. Gerade Gruppengespräche, in denen man sich mit anderen austauschen kann, tun vielen Frauen gut. Da wird manchmal geweint, aber es wird auch sehr oft gelacht, wenn jemand etwas erzählt und die anderen dann merken: „Ich bin doch nicht verrückt“.

Für wen ist ein Besuch bei einer Wechseljahrberaterin also besonders hilfreich?

Ich glaube vor allem Frauen, die nicht genau wissen, was sie bedrückt und wie sie damit umgehen sollen, fühlen sich bei einer Wechseljahrberaterin gut aufgehoben. Vieles ist psychosozial und muss langsam aus den Frauen herausgekitzelt werden. Wechseljahrberaterinnen sprechen mit den Frauen und entwickeln gemeinsam eine Perspektive mit ihnen.

Dorli Lechner über Grenzen:

Führt diese Perspektive auch manchmal in eine Arztpraxis?

Natürlich. Die Beratung hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Deshalb ist es mir auch sehr wichtig, die Frauen weiterzuverweisen, wenn ich merke, dass eine psychologische Begleitung angebracht wäre, oder vielleicht sogar eine medikamentöse Behandlung. Ich selbst versuche den Frauen natürlich auf Naturbasis weiterzuhelfen, aber letztendlich kann es sein, dass die Frau einen Arzt aufsuchen muss. Man darf nichts verteufeln, sondern muss mit jeder Frau gemeinsam eine Lösung finden.

Weitere Infos zum Thema findet ihr hier:

  • Eine Liste der GfG-Wechseljahrberaterinnen findet ihr hier.
  • Dorli Lechners Website findet ihr hier.
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